Ein Kriminalroman im historisch russischen Setting, der uns in die Welt der europäischen Elite und russischen Beamten eintauchen lässt. Und dabei Assoziationen an einen Hutträger aus der Baker-Street weckt.
Inhalt
Möglichst knapp zum Inhalt des Buches. In Moskau erweckt eine Reihe von Selbstmorden junger, gut betuchter, Studenten das Interesse der Polizei.
Da der zuständige Kommissar sich damit nicht selbst befassen möchte überlässt er die ersten Ermittlungen seinem Assistenten Fandorin. Der 19-jährige Fandorin, begabt und mit kritischem Geist gesegnet, stößt auf Allerlei Ungereimtheiten und nimmt die Ermittlungen auf. Die Hintergründe die er dabei aufdeckt ziehen immer größere Kreise und so zieht Fandorin durch die Hauptstädte Europas.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen.
7,5/10 Schreibfedern für den Inhalt!
Setting & Figuren
Als großer Fan der frühen Neuzeit gefällt mir das zeitliche Setting sehr gut. Der Autor schafft es das Gefühl von europäischen Großstädten zur Zeit der Hochindustrialisierung auf den Leser zu übertragen. Vor Allem die Beschreibungen Petersburgs, Londons und Moskaus gefallen mir sehr gut. Dies wird unterstützt durch Alltagsszenen in die Fandorin hineinstolpert und das, in den Machtkämpfen der elitären Hauptstadt, allgegenwärtige russische Beamtensystem. Hier werden um Beförderungen gerungen, Intrigen geschmiedet und vorteilhafte Ehen geschlossen.
Auch bei den Hauptfiguren tauchen in meinem Kopf Assoziationen zu den Figuren aus Sherlock Holmes auf, obwohl es auch wichtige Unterschiede gibt. Sowohl Fandorin, als auch sein Mentor vereinen Elemente von Sherlock Holmes und James Bond in sich. So beruhen ihre Überlegungen auf logischen Denkmustern, jedoch verbunden mit mehr Laufarbeit als sie sich Sherlock Holmes zu eigen macht. Das absurd hohe Faktenwissen Sherlocks kommt daher bei Fandorin nicht im gleichen Maße vor. Fandorins anfänglicher Vorgesetzter spielt dabei eine ähnliche unglückliche Rolle wie der Police Constable Lestrage, welcher der Genialität unseres Protagonisten einen normalen Vertreter der Polizei gegenüberstellt und somit seine Vorzüge betont.
Die Handlung und die damit einhergehenden Nebencharaktere verdeutlichen zudem sehr schön die Internationalität der europäischen Eliten.
Als großer Fan von der Art wie Kriminalfälle durch unglaubliche Schlussfolgerungen gelöst werden, gefällt mir somit auch Fandorin sehr gut. Dass das Buch zusätzlich mehr Handlung und Interaktionen bietet tut dem Buch gut und wird den Möglichkeiten der Beschreibung Russlands gerecht.
9/10 Schreibfedern – für mich der größte Pluspunkt des Buches.
Stil & Spannung
Die deutliche Beschreibung des Settings am Anfang des Buches geht natürlich zu Kosten des Spannungsaufbaus. Da ich persönlich das Moskau des 19. Jahrhunderts aber als sehr interessant empfinde, stört das im Gesamtwerk wenig.
Danach wird es immer spannender, Akunin lässt den Fall größer und größer werden. Das Ende lässt mich dann zwiegespalten zurück. Meiner Meinung nach einen Hauch zu viel, da bekommt man den Eindruck der Erste Band wäre als Einzelwerk angelegt und dann musste man noch den Grundstein für etwaige Fortsetzungen einbauen.
Der Stil, der eigentlich sehr dem des 19. Jahrhunderts ähneln soll, hält hier meiner Meinung nach nicht was er verspricht. Allerdings beschränken sich meine Vergleichsmöglichkeiten auch auf Schuld und Sühne. Das könnte teilweise an der Übersetzung liegen, teilweise aber auch daran, dass die Kernhandlung hier sehr stark fiktiv geprägt ist.
7/10 Schreibfedern – Gerade hier hat das Buch noch Schwächen.
Alles in Allem ein Gesamtwerk, dass ich weiterempfehlen kann. Speziell für Fans von Sherlock Holmes oder russischer Geschichte. Aber auch Fans von anderen Krimis sollten mal einen Blick riskieren, da das Buch deutlich vielschichtiger ist als so manch anderer Kriminalroman. In die Figuren und das historische Setting wird der Leser sehr schön eingeführt, die Handlung bleibt leider etwas dahinter zurück, ist aber in sich spannend umgesetzt!
Ich selbst werde die Reihe fortsetzen und habe auch schon die nächsten drei Teile auf meinem Stapel!
8/10 Schreibfedern insgesamt.