Mord auf der Leviathan – Rezension

Mord auf der Leviathan – Rezension

Der dritte Teil der ursprünglichen 16-teiligen Fandorin ermittelt Reihe.

Wie ich kürzlich gelesen habe, beabsichtigt Akunin mit seinen ersten sechzehn Teilen, die von ihm ausgemachten sechzehn unterschiedlichen Subgenres des Kriminalromans abzubilden. Eine so genaue Unterteilung des Genres war mir bis dahin nicht bekannt. Allerdings neige ich in dem Genre auch vermehrt zum Thriller, an Stelle des Kriminalromans. Bis jetzt beschränken sich die Kriminalromane auf Fandorin, Wilsberg, Sherlock Holmes und ein kurzer Ausflug zu Agatha Christie, welcher noch fortgesetzt werden soll. Im Weiteren Sinne eventuell noch die Flüsse von London, sowie die Kinder Reihen Cherub und Alex Rider.

Gerade an die letzte Autorin (Agatha Christie) erinnert mich dieses Werk sehr. Ein klassisches Who´s done it, welches für mich Bezüge zum Klassiker „Und dann gabs keines mehr“ aufweist. Obwohl die Geschichte mit unserem wiederkehrenden Helden Fandorin spielt, ist er keine handelnde Person.
Handelnde Personen sind lediglich der französische Inspektor und alle Personen, welche von diesem verdächtigt werden. Jedoch handeln hier auch nicht alle Personen, die sich im Salon Windsor aufhalten. Fandorin und der erste Offizier Regnier stellen hier zum Beispiel Ausnahmen dar.

Ein weiterer Punkt der mich sehr begeistert hat, abgesehen von Akunins tadellosem Stil und seiner durchdachten historischen Darstellung, sind die gewählten Darstellungsformen im Buch. Die handelnden Personen werden mit verschiedenen Darstellungsformen repräsentiert. Beispielsweise schreibt der Japaner Ano ein Tagebuch, aus welchem wir Auszüge präsentiert bekommen. Die Sichtweise des englischen Lords spiegelt sich in Briefen an seine Frau wieder, welche er regelmäßig verfasst.

Auf der langen Reise bringt Akunin immer wieder gekonnt die britisch-französische Rivalität ins Spiel. Gleichzeitig kommen auch historische Ereignisse zur Sprache, die der Geschichte einen passenden politischen Rahmen geben. Beispielsweise die neue Aushebung des Suezkanals, welcher auch befahren wird. Der deutsch französische Krieg von 1870 und die Restrukturierung des japanischen Heeres.

Leider kranken seine Charaktere, welche aus England, Japan und Frankreich kommen an einer übermäßigen Stereotypisierung. Gerade bei dem Japaner Ano fällt dies auch negativ auf. Mit etwas breiteren Abweichungen hätte er einem Charakter, dessen Sichtweise beschrieben wird, deutlich mehr Tiefe geben können. Ein bisschen vermag er diesen Umstand zu retten, indem er mit der Interaktion zwischen Fandorin und Ano die Bedeutung transkulturellen Verständnisses betont. Wo Fandorin leichte Ähnlichkeiten in seiner Aufklärungsart mit Sherlock Holmes hat, da wirkt der französische Inspektor zeitweise für mich wie eine Parodie, oder eine schlechtgealterte Version des belgischen Inspektors Hercule Poirot.

Ein sehr gelungener Teil der Reihe bleibt es trotzdem. Einer der mir etwas besser gefällt, als der zweite Teil (Türkisches Gambit), der wie ich jetzt weiß, das Subgenres des Spionage Romans abbilden soll. Zumindest meiner Einschätzung nach. Ein sehr gelungenes historisches Setting auf einem Dampfkreuzer des späten 19. Jahrhunderts. Ein spannender Fall der lokale Legenden und Kolonialgeschichte mit einander kombiniert. Die Charaktere sind im Großen und Ganzen auch sehr gelungen, denn ansonsten wäre ein Whodunit nicht spannend zu lesen. Allerdings bleiben Sie für mich der einzige Punkt im Buch der Abzüge hinnehmen muss.
Der Schreibstil des Autors passt sehr gut in die Zeit und nutzt auch historisch passende Begrifflichkeiten, welche von heutigen Gegebenheiten abweichen mögen, häufig in Anlehnung an das französische. Wobei ich in diesem Fall natürlich auch dem Übersetzer zu Danken habe.

Titel: Mord auf der Leviathan

Reihe: Fandorin ermittelt

Autor: Boris Akunin

Genre: Kriminalroman (Historisch)

Seiten: 280

4.7/5

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