Bei dem Buch handelt es sich um eine Sammlung von Interviews, welche der Autor mit verschiedenen Personen aus dem Care-Sektor, während der Corona Pandemie, führte.

Für politisch interessierte oder solche die es werden wollen, ist dieses Buch zu empfehlen. Gerade solche die keine Erfahrungen aus erster Hand in der Pflege haben. Aber auch für Menschen die selbst dort arbeiten, da es vielfältige Perspektiven dieses weiten Berufsspektrums abbildet. Tatsächlich arbeitet der Großteil der Interviewpartner nicht in klassischen Krankenhäusern. Es finden sich viele Menschen aus Wohngruppen, betreutem Wohnen, Heilerziehungspflege, Familienhilfe und weiterem.

Mir persönlich hat es sehr geholfen, die vielen unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Probleme zu sehen oder den Blick dafür zu vertiefen, mit welchen sich Pflegeberufe konfrontiert sehen.

Die Interviews sind dabei sehr offen gehalten. Da die Leute auch über ihren persönlichen Werdegang berichten, spiegeln sich dort sowohl historische Gegebenheiten als auch aktuelle Probleme wieder.

Nun zum Negativen. Dem Buch mangelt es an jeglicher kritischen Einordnung. Etwas das ich persönlich sehr schade finde. Klar – Jeder kann wie im persönlichen Gespräch selbst das Gesagte der Interviewpartner einordnen und abschätzen. Mich persönlich hat dies, im Zuge der Verärgerung über eine fehlende kritische Einordnung, eventuell sogar mehr zum nachdenken gebracht, als es das Buch ansonsten getan hätte, jedoch fände ich es gerade bei falschen Angaben, Sonderfällen oder Situationen in einzigartigen (oder sehr seltenen) Einrichtungen beruhigender wenn der Autor diese mit einer Fußnote kritisch einordnet und erklärt. So hat der Autor für mich kaum mehr als die Rolle eines Interviewers und Transkriptors.

Aus persönlichen Gründen hätte es mich außerdem gefreut, wenn der Autor auch eine Hebamme einbezogen hätte, da ich das Gefühl habe, dass diese im allgemeinen Bild der Medien zum Pflegesektor häufig vernachlässigt werden.
Trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen und meine politische Perspektive zum Pflegesektor durch interessante Perspektiven erweitert. Gerade im Bezug auf die Kooperation von Ämtern, wo eine fortschreitende Digitalisierung von Großer Hilfe sein könnte. Aber auch im Bezug auf den Respekt, das Verständnis und die Anerkennung, welche die Zivilgesellschaft den Beschäftigten des Sektors entgegenbringt (oder eben auch nicht!).