Und der Start des Jahres mit ordentlich Lesezeit geht weiter in Britannien mit den Römern. Möglicherweise für eine Weile mit dem letzten Ausflug zu Macro und Cato, da mir der vierte Teil dieser Reihe noch fehlt und ich momentan erst einmal am SuB Abbau arbeite.
Kurzer Spoiler Alert: im folgenden wird Bezug auf Ereignisse aus den vorherigen Teilen genommen.
Nachdem missglückten Anschlag auf Kaiser Claudius wird Tribun Vitellius als Held gefeiert und reist als neuer Favorit des Kaisers mit nach Rom. Die zweite Legion begibt sich währenddessen mit der gesamten Invasionsstreitmacht ins Winterlager. Für den Feldzug im kommenden Frühling ist der zweiten Legion eine eigene Aufgabe zugedacht. Sie sollen die Invasionsarmee auf der Südseite begleiten und die dortigen Hügelfestungen erobern, damit jedoch gleichzeitig dem Feind den Fluchtweg nach Süden abschneiden.
Da die Britannier den Römern mit ihrer Taktik der verbrannten Erde nicht viel Essbares zurückgelassen haben, hängt die Versorgung der Legionen vom gallischen Festland ab. Bei einer solchen Lieferung reisen auch die Frau und Kinder des Generals Plautius auf einer Tiereme mit. Zu ihrem Unglück wird die Versorgungsflotte von einem Wintersturm überrascht und die Familie und der Präfekt der Flotte erleiden an der britannischen Küste Schiffbruch. Gefunden werden sie jedoch von einigen keltischen Kriegern und nicht von römischen Verbündeten. Diese liefern die Familie an die Druiden des zunehmenden Mondes aus. Dieser menschenopfernde Druidenzirkel betet Cruach an, einen der dunkelsten Götter der Kelten. Und sie wollen die Familie des Generals ihrem dunklen Gott opfern, wenn er ihre Bedingungen nicht erfüllt.
Hier zu Nächst der Hinweis des Autors, dass es sich um einen vollkommenen erfundenen Druidenzirkel handelt, der jedoch in seiner fanatischen Form durchaus existiert haben könnte.
Das Motiv fanatischer religiöser ist sowohl bei der Darstellung von Druiden, als auch in meinem eigentlichen Hauptgenre der Fantasy sehr beliebt. Simon Scarrow zeichnet hier ein sehr aktuelles Bild (gemessen am Erscheinungsdatum) mit einer sehr modernen Haltung mit solchen Fanatikern nicht zu verhandeln. Gerade in Anbetracht des Erscheinungsdatums des Buches. (Das Nachwort trägt den 12.09.2001 als Datum)
Die Geschichte führt sehr schön durch die verschiedenen Aspekte eines von Rom frisch besetzten Landes und die unterschiedlichen Reaktionen der zerstrittenen einheimischen Stämme. Wir haben die Bevölkerung der besetzten Stadt aus Teil zwei, welche sich mit den Römern engagiert und vom Handel mit den Legionen massiv profitiert. Dann gibt es die verschiedenen Stämme und Stammesführer, die sich auf die Seite Roms schlagen und so überhaupt an die Macht kommen. Mit den Icani haben wir einen Stamm der unabhängig von der römischen Autorität eigene Autorität besitzt, aber an eine Zusammenarbeit glaubt. Gleichzeitig jedoch in privaten Gesprächen deutlich wird, dass die Icani diese Zusammenarbeit nur akzeptieren, solange Rom sich nicht in interne Stammens Angelegenheiten einmischt.
Zu Letzt haben wir noch die Stämme, die sich Rom widersetzen. Dargestellt mit zwei Beispielen. Einmal auf die eigenen, ursprünglichen Stärken zu vertrauen und Rom zu diesen Bedingungen zu bekämpfen. Im Buch durch das Ausharren in den Hügelfestungen, welche jedoch Roms Artillerie und seinen Schildwällen und Rüstungen wenig entgegenzusetzen haben. Und durch die Taktik des schon aus den ersten beiden Teilen bekannten Caratacus, welcher seine Taktiken flexibel anpasst und Rom mit einem Guerillakrieg überzieht und die Unbeweglichkeit der römischen Legionen ausnutzt, um ihren Nachschub zu bedrängen.
Für diese historische Darstellung von meiner Seite schon einmal volle Punkte.
Auszusetzen habe ich eher etwas an der Rahmenhandlung. Diese eignet sich zwar für die Darstellung und liefert enorme Spannung. Jedoch finde ich sie für die dargestellten Charaktere unglaubwürdig.
Warum sollte Plautius seine Familie in das Winterlager einer Eroberungsarmee nachholen? Gerade, da diese anscheinend vorher in keinem der ruhigeren Lager der Armee anwesend war. Beispielsweise auf dem gallischen Festland beim Sammeln der Armee.
Plautius stammt aus altem römischen Adel, daher hat er deutlich mehr Grund seine Familie in Rom zu belassen, um seine politische Position zu halten/festigen. Gerade, da er im Buch erwähnt, dass er hofft dies sei sein letzter Feldzug. Außerdem sind seine Kinder älter als beispielsweise der Sohn Vespasians und es wäre unlogisch sie aus der bereits begonnenen Erziehung herauszunehmen. Das heißt selbst wenn sie einen Grund hätten nach Britannien zu reisen, warum dann ohne die Lehrer der Kinder?
Gerade im jungen Alter sollten sowohl das Mädchen als auch der Junge unterrichtet werden.
Die Geschichte scheint mir lose inspiriert zu sein von Geschichten nach denen es solche Entführungen gab, die jedoch deutlich später spielen. Zu einem Zeitpunkt, wo die entführten Familien bereits auf Landsitzen innerhalb der Provinz Britannien lebten.
Abgesehen von diesem Punkt kann man das Buch sehr gut runterlesen. Es bietet eine schöne Spannungskurve und einige interessante neue Charaktere, sowohl in der Legion, als auch bei den einheimischen Stämmen. Der Autor schafft es immer wieder einen rechtschaffenen Zorn in mir als Leser auf die herrschende römische Schicht und ihre Undankbarkeit und Überheblichkeit zu wecken, dass es ein Vergnügen ist weiterzulesen. Ich hoffe, dass Cato und Macro noch die Dankbarkeit bekommen die Ihnen zusteht und das wir noch weiteres vom Stamm der Icani hören dürfen.
Abschließend lobend erwähnen möchte ich noch den griechischen Händler, der in seinem Gespräch mit Macro eröffnet, dass es auch eine nicht militärische Expansion Roms gibt, die der militärischen vorausgeht. Diese soll sich in Zukunft noch als äußerst wichtig und langfristig effektiver herausstellen, als die militärische Expansion. Dies zeigt sich nicht nur am Weltreich Rom. Dies als zeitgenössische Diskussion zu lesen, hat mich erfreut.
Titel: Der Zorn des Adlers
Reihe: Rom-Serie
Autor: Simon Scarrow
Genre: Historischer Roman
Seiten: 416
Einordnung in Challenges:
Buchseitenchallenge: 7 Punkte (6+1)
Da ich beim Lesen häufig an die Anlehnung Askirs an das römische Reich denken musste, überlege ich derzeit in mein Leseprogramm ein ReRead von Richard Schwartz Askirsaga und der Götterkriege aufzunehmen. Die Parallelen in der Kriegsführung der Barbarenstämme und der Legionen, sowie das Hammer & Amboss Problem sind in direktem Kontext mit der römischen Geschichte einfach noch ein Stück schöner zu Lesen 🙂