Da es keine einzelne Rezension zu Nebelgänger geben wird, wird in diesem Beitrag die Fortsetzung mehr oder weniger ganzheitlich betrachtet.
Im folgenden werde ich auf den Inhalt nicht im Besonderen eingehen, um Spoiler zu vermeiden. Der Konflikt weitet sich in Teil zwei und drei merklich aus und das auf eine durchaus spannende Art und Weise. Er nimmt dabei nicht so übergroße Ausmaße an, wie das beispielsweise im letzten Teil des Schlüssels der Magie (Foundertrilogie) passiert, jedoch erweckt es von Zeit zu Zeit den Eindruck der Autor wäre sich nicht sicher wie groß er den Konflikt am Ende führen möchte.
Der Autor führt eine interessante Story in einer noch interessanteren Welt zufriedenstellend zu Ende. Gerade die Charaktere sorgen jedoch dafür, dass ich bei der Reihe am Ball bleibe. Der Assasinenarchetyp Clach und der ruchlose Inquisitor Fennek, der mich gerne an Inquisitor Glockta erinnert, spiegeln einfach zwei Charaktertypen wieder, die mir persönlich sehr liegen.
Die Handlung schaut da schon etwas anders aus. Der Autor scheint irgendwann selbst überfordert mit den verwinkelten Schachzügen der intriganten Akteure (Solus, Clach, Fennek, Vortigern, Todesbotin), so dass die Handlungen zunehmend widersprüchlicher werden und die Erklärungen kürzer und unbefriedigender. Es ist immer wieder undurchsichtig wer gerade auf welchem Stand ist, so dass es immer wieder Szenen gibt in denen sich die Charaktere gegenseitig über ihre Wissensstände aufklären.
Dies Problem scheint vor Allem daran zu liegen, dass der Autor im zweiten Teil einen vier bis sechs Parteien Konflikt aufbaut, diesen aber zum Ende hin auf einen Zwei Parteien Konflikt mit Bündnissaufbauten reduziert.
Das Ende fühlt sich dann mit einem großen Showdown und einigen an Opfern doch noch ganz gut an, aber die Mitte des finalen Bandes lässt durchaus zu wünschen übrig. Große Handlungsschritte werden sehr schnell getätigt. Große Macht wird akkumuliert und trotzdem scheint jeder Kampf für die Charaktere denkbar knapp zu sein. Ähnlich wie bei Superheldenserien scheinen Sie ihre Kräfte gerade in dem Maß nutzen zu können, dass es ganz knapp zum überleben reicht. Egal ob der Gegner gerade sehr schwach ist, oder unfassbar mächtig.
Ich glaube man wäre zu einem besseren Mittelteil gekommen, wenn dort die ursprünglichen Konflikte (aus den vorherigen Teilen) untereinander ausgetragen worden wären. So hätte sich der Machtzuwachs von Solus sich nicht so gerusht angefühlt. (Er negiert finde ich die Erfolge von Clach und Ormgair des zweiten Teils.) Solus gegen Vortigern und Clach & Ormgair gegen Fennek (vielleicht mit Hilfe des Shariskultes). Und danach hätten wir den gleichen großen Showdown wie am Ende haben können. Zudem hätte es die Rollen von Fennek und Ormgair passender repräsentiert, die keinen nennenswerten Fähigkeiten Zuwachs haben, aber dennoch am Endkonflikt teilnehmen können. Was nur dadurch ermöglicht wird, dass Clach und Solus aus relativ fadenscheinigen Gründen ihre Fähigkeiten nie im vollen Maß nutzen können. Gerade die als schwindend beschriebenen Kräfte Ormgairs sollten in einem immer weiter eskalierenden Konflikt eigentlich immer weniger relevant werden.
Dies wurde meiner Ansicht nach vernachlässigt, um ein ultimativen Showdown zu ermöglichen. Dieser wurde aber etwas zu sehr in die Form eines 500 Jahre alten Plans gepresst, der von einem Charakter entworfen wurde, der im Buch eigentlich nie eine prägnante Rolle spielt und nur durch seine Lakaien auftritt.
Jetzt habe ich mich ausführlich beschwert und muss hier aber noch zeigen, warum mir das Buch trotzdem gefallen hat. Zu Nächst die Charakterentwicklungen von Clach und Fennek gefallen mir beide dann doch sehr gut. Die von Clach deutlich besser, da sie bereits im zweiten Teil beginnt und sich sehr natürlich anfühlt. Die von Fennek etwas weniger, da sie erst in diesem Teil sehr plötzlich beginnt und etwas gezwungen kommt, um die Zusammenarbeit mit Clach zu ermöglichen. Allerdings hat sie glaubhafte Auslöser, die auch im Verlauf wiederkehrend auftreten (Sanftlebens Tod). Der große Showdown und das dazugehörige Ritual sind sehr schön aufgebaut und gefallen mir sehr gut. Aszendenz zum Gott ist auch weiterhin ein von mir geliebter Motivationspunkt für einen Bösewicht, der hier schön umgesetzt wurde. Nur bitte, wie oben beschrieben, mit weniger Handlungsträgern oder mit mehr Zeit und den Perspektiven strikter getrennt. Das Buch hätte dann im Finale durchaus 50 Seiten mehr vertragen können oder ein paar kleinere Gefechte weniger. Obwohl der Autor hierbei seine blumige Beschreibung von Kampfszenen herausstellt, die mir sehr gut gefällt (könnten aber für den ein oder anderen weiterhin zu blutig sein). Und zu guter Letzt. Alle (zumindest alle die mir aufgefallen sind) Handlungsfäden sind zu Ende geführt worden. Etwas das ich bei einer Trilogie häufig als sehr befriedigend empfinde. Ein paar ungelöste Angelegenheiten sind in Ordnung und realistisch, aber wenn alles erledigt ist, ist mir das meistens lieber!
Fazit: Nicht so gut wie der Auftakt, aber definitiv würdig beendet zu werden.
Titel: Nebeljäger
Reihe: Totenkaisertrilogie
Autor: Bernhard Trecksel
Genre: Fantasy (Grimdark)
Seiten: 504
Titel: Nebelgänger
Reihe: Totenkaisertrilogie
Autor: Bernhard Trecksel
Genre: Fantasy (Grimdark)
Seiten: 511
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