Das zweite Buch im neuen Jahr und das erste in Originalsprache. Und dazu ein deutlicher Zeit Sprung. Im doppelten Sinne, weit in die Zukunft von der letzten Lektüre über die römische Invasion Britanniens, jedoch ein paar Jahre zurück im Vergleich zum letzten Reacher Abenteuer (The Persuader).
The Enemy spielt zur Jahreswende 1989/1990. Reacher ist noch in der Armee als Major Reacher und Teil der 110th Special Investigaions Unit. Kurz vor Neujahr wird Reacher versetzt. Er wird von der Panama Invasion abgezogen und stattdessen erhält er ein ruhiges Kommando in North Carolina. Doch der Kommandant der seine Versetzungspapiere unterzeichnet hat, ist von der Versetzung ebenso überrascht wie Reacher. Dann taucht zu nächst ein 2-Sterne General tot in einem Motel auf und er ist erst der Beginn einer Reihe von Toten die ihm folgen sollen.
Kurz darauf wird der besagte Kommandant (Garber bekannt aus Reacher Teil 2 und 3) ebenfalls versetzt. Jemand spielt ein gefährliches Schachspiel und Reacher versucht herauszufinden was vor sich geht.
In diesem Prequel zu den bisherigen Reacher Teilen ist Reacher noch nicht der einsame Streicher durch Amerika der er in den vorherigen Teilen ist. Vielmehr sondiert der Teil den Boden für eine Erklärung warum Reacher später die Armee verlassen wird. Interne Graben- und Machtkämpfe die mit einer unerhörten Intensität geführt werden, verderben unserem auf Gerechtigkeit bauenden Helden die Stimmung.
Die Handlung erhält einen interessanten Nebenschauplatz in Paris, wo wir Reachers Bruder und Mutter wiederholt treffen können. Dies ermöglicht einen spannenden Einblick in Reachers Vergangenheit und seine persönlicheren Beziehungen. Im Gegensatz zu seinen Arbeitsbeziehungen, welche den Rest der Geschichte prägen. Dort lernen wir viele Charaktere kennen, die Reacher zu seiner Armeezeit begleitet haben. So erleben wir den Aufstieg seines Mentors Garber zum General und lernen verschiedene Charaktere aus der 110th Special Investigations Unit kennen.
Natürlich erhält Reacher auch wieder eine attraktive weibliche Begleitung in Form von Leutnant Summers. Tatsächlich findet sich hier einer der Punkte an dem ich etwas auszusetzen habe.
1. Die wiederholte Beschreibung des Autors von Frauen die Reacher auffallen, als jemand der eigentlich als Schauspielerin/Model hätte arbeiten sollen/können. Hierbei beschreibt er meist kleine Abweichungen zum Stereotypischen Bild wie die Größe oder Haarfarbe.
2. Das wiederholende Motiv einer weiblichen Person die den Call-to-Action abgibt oder als Sidekick fungiert und dann im Laufe der Geschichte dem Helden verfällt. Neagley (Without Fail) ist hier eine erfrischende Ausnahme, obwohl auch hier gelegentlich andere Anspielungen vorkommen, jedoch durch Neagleys Hintergrund ausgebremst werden (“ I don´t find anyone attractive“).
3. Die Entwicklung der Beziehung ist für mich out of Charakter. Um Spoiler zu vermeiden gehe ich darauf nicht weiter ein.
Alles in Allem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Jedoch bleibt es eher im Mittelfeld meiner bisherigen Reacher Reise. Das Ende hatte eine erfrischendes emotionales Wechselbad. Fühlte es sich zu Nächst enttäuschend an, bekamen wir doch ein befriedigenden Abschluss, der direkt die Lust auf den nächsten Teil weckt. Der nächste Teil (One Shot) spielt wieder mit dem, aus dem Militär, ausgeschiedenen Reacher. Allerdings bleiben auch Fragen offen wie es mit seiner militärischen Laufbahn weitergeht, daher hoffe ich noch auf ein Buch, welches an die Ereignisse von The Enemy anknüpft.
Titel: The Enemy
Reihe: Jack Reacher (Vol.8)
Autor: Lee Child
Seiten: 559
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