Die Kanzlerin – Porträt einer Epoche

Die Kanzlerin – Porträt einer Epoche

Das erste (Hör-)buch des Monats April. In Kürze folgt ein Abschluss der Monate Februar und März, quasi als Abschluss des ersten Quartals bei dem einige Bücher vorkommen, die leider keine eigene Widmung erhalten.

Nun zur Kanzlerin und ihrer Zeit. Die Regierung Angela Merkels hat mein Leben geprägt. 16 Jahre, die ich mehr oder weniger komplett miterlebt habe, war ich doch bei ihrer ersten Wahl erst 7, bleibt das Kanzlerduell mit Gerhard Schröder eine der prägendsten Politik Erinnerungen meiner Kindheit.

Trotz dieser geteilten Zeit mit Angela Merkel, zeigt das Buch mir persönlich wie viel von der Kanzlerschaft Merkel ich persönlich verpasst habe. Seien es die Vorläufe in der Kanzlerschaft Schröder, sowie der Auslaufzeit von Helmut Kohl, als auch Entscheidungen und Ereignisse, welche mir in meiner Jugend einfach nicht präsent genug waren.

Mein Blick auf die 16 Jahre Merkel hat sich durch dieses Buch entscheidend erweitert. Das Verständnis und die Dankbarkeit haben sich an vielen Stellen bestätigt oder sind gewachsen. 16 Jahre weitestgehende europäische Stabilität und internationale Professionalität. Doch mit den Jahren wächst auch der kritische Blickpunkt, der glücklicherweise in dem Buch nicht zu kurz kommt. 16 Jahre Stabilität, welche großteilig mit nationalem Stillstand erkauft wurde. Projekte, welche nicht angegangen oder nicht zu Ende gedacht wurden. Darunter leiden zukünftige Generationen, sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik. Oder mit den Worten Angela Merkels: „Jede Generation muss ihre Aufgaben selbst lösen“.
Ein Satz der nicht einer gewissen Ironie entbehrt, gerade wenn man das Zitat vervollständigt.
„und darf sie nicht kommenden Generationen aufbürden.“
Dieser Satz, aus dem Jahr 2007, stammt von der Kanzlerin, die durch das Verschleppen jeglicher Reformen, welche ihr Opposition und Bevölkerung nicht aufgezwungen haben, eine ganze Menge Probleme einfach weitergereicht hat. In Form von ungelösten Problemen(Rente), aber auch von Schulden(Corona).

Vieles was in dem Buch beschrieben steht, wird den Weg Begleitern dieser Zeit nicht fremd sein, aber man durchlebt es noch einmal in einem näher erläuterten Zusammenhang. Der rote Faden des Buches verliert jedoch gelegentlich an Schärfe. Dies fällt vor Allem dann auf, wenn Informationen und Passagen aus Merkels Lebenslauf und Regierungszeit sich wiederholen. Etwas das auf knapp 320 Seiten für eine 16-jährige Karriere keines Falls notwendig gewesen wäre.

Mein persönliches Highlight bleiben daher die Informationen zu mir eher unbekannten Begleitern und politischen Rivalen aus der Zeit vor 2005, sowie aus der Regierungszeit, sollten diese nicht allzu viel Rampenlicht bekommen haben. Außerdem noch die Geschichten zu Angela Merkel in der DDR und an der Universität, welche mir einen ganz neuen Blick auf Angela Merkel als Mensch und nicht nur als Kanzlerin eröffnet haben.

Zu kurz kommen mir dafür Merkels politische Gefährten aus anderen Parteien, speziell Ihre Regierungspartner. Während Altmeier, Schäuble, von der Leyen und auch einige andere komplett eigene Kapitel bekommen, bleiben etwaige Vize-Kanzler oder Minister komplett liegen. Kein Steinmeier, Westerwelle, kein Scholz, Schulz, Nahles oder Sigmar Gabriel. Während der Wahlkampf 2005 mehrfach Thema ist, ebenso wie der Wahlkampf 1998, fallen die anderen Wahlkämpfe aus dem Raster. Lediglich der Wahlslogan: „Sie kennen mich“ findet Erwähnung.

Abschließend bleibt mir nur zu sagen: Das Buch hat mir durchaus gefallen und war informativ. Doch mit den Worten Frodo Beutlins: „Es ist noch Platz für etwas mehr.“
In diesem Fall jedoch nicht, weil die Geschichte noch nicht zu Ende ist, sondern weil sie noch mehr Facetten zu bieten hat. Doch dies ist nicht die Aufgabe, welche sich die Autorin, Ursula Weidenfeld, hier gestellt hat. Ihre Aufgabe, das Porträt einer Epoche und der Kanzlerin Angela Merkel zu zeichnen, ist ihr gelungen. Die Kernessenz der Regierungszeit Angela Merkel und ihr Zustande kommen, werden von dem Buch eingefangen.

Chapeau für dieses gelungene Konzept! Und Danke für ein informatives Buch und einen Rückblick auf die Höhen und Tiefen einer stabilen, aber auch stagnierenden Kanzlerschaft, der ersten Frau an der Spitze der Deutschen Regierung.

 

 

Titel: Die Kanzlerin – Porträt einer Epoche

Reihe: –

Autor: Ursula Weidenfeld

Genre: Biografie

Seiten: 329

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